6 wichtige Tipps für eine gute Bankbeziehung für Startups
Am Anfang passen Bankfinanzierung und Startup noch nicht zusammen. Dennoch solltet ihr mit Blick auf die Zukunft einen guten Draht zu eurer Bank pflegen, damit euch die Bank in Zeiten der Not auch zur Seite steht.
Warum ist eine gute Bankbeziehung für Startups gleich von Anfang an wichtig, wo doch Bankkredite für die Finanzierung eines Startups nur sehr selten in Frage kommen? Auch wenn sich die Bankbeziehung für Startups daher in den meisten Fällen auf die Kontoführung, also Zahlungsverkehr in allen seinen Formen wie Onlinebanking, Lastschriften, Kreditkarte usw. beschränkt, werdet ihr früher oder später mehr von eurer Bank benötigen. Möglicherweise rutscht euer Konto ein paar Tage ins Minus, weil ein Kunde zu spät zahlt. Vielleicht braucht ihr von eurer Bank eine kleine Kontokorrentkreditlinie zur kurzfristigen Überbrückung von Liquiditätsengpässen. Auch eine Ausweitung des Kreditkartenlimits wäre vielleicht nicht schlecht, damit ihr unterwegs nicht umständlich Geld auf das Kreditkartenkonto überweisen müsst.
Transparenz als Grundlage für eine gute Bankbeziehung für Startups
Für alle diese Kreditentscheidungen möchte sich die Bank sicher sein, dass sie euer Startup gut kennt und sie damit eine fundierte, nachvollziehbare Entscheidung treffen kann. Konkret sind für die Bank in den ersten Jahren nach der Neugründung besonders weiche Faktoren wichtig, wie z.B. das Verstehen des Geschäftsmodells, die Beurteilung des Managements, positive oder negative Abweichungen der Geschäftsentwicklung vom Businessplan etc. Natürlich sieht die Bank auch gern eure Jahresabschlüsse, um daraus Erkenntnisse über den Stand der Dinge bei eurem Startup zu bekommen. Außerdem solltet ihr euer Konto regelmäßig nutzen, damit die Bank anhand des Zahlungsverkehrs Rückschlüsse auf den Erfolg eures Unternehmens ziehen kann.
Damit euer Bankberater das Gefühl hat euch gut zu kennen, solltet ihr euch also regelmäßig mit eurer Bank austauschen. Wenn euer Bankberater häufig aktuelle Informationen von euch erhält, wird er sich mit der Menge an Informationen und ihrer Qualität wohlfühlen. Dies wäre weniger der Fall, wenn er nur von euch hört, wenn ihr gerade etwas konkret von der Bank benötigt. Wenn euer Ansprechpartner in der Bank das Gefühl von Transparenz hat, dann kann er seine Entscheidungen selbstbewusst treffen und sie auch gegenüber anderen mitentscheidenden Stellen gut argumentieren. Zur Transparenz gehört konsequenterweise auch, dass ihr der Bank nicht nur berichtet, was alles gut läuft, sondern sie auch von aufkommenden Problemen wissen lasst. Dann kann es zwar beispielsweise passieren, dass die Bank von euch weitere Unterlagen oder Maßnahmen abfordert. Aber die faire Behandlung wird euch langfristig eher zugute gehalten werden.

Eine gute Bankbeziehung für Startups – Transparenz und Offenheit über euer Startups ist für Banken sehr wichtig
Das Rating eures Startups kennen
Wenn ihr mit euren Informationen nicht zu knauserig seid, könnt ihr dasselbe auch von der Bank zurückfordern und euch beispielsweise erklären lassen, wie die Bank euch aktuell einschätzt, welches Rating ihr habt und welche (weiteren) Kreditlinien möglicherweise (noch) zur Verfügung stünden. Das Rating eines Bankkunden ist nämlich ein ganz entscheidender Aspekt bei jeder Kreditentscheidung einer Bank. Euer Rating wird von vielen einzelnen Faktoren bestimmt, die alle zusammengenommen eine Ratingnote ergeben. Die Systematik und die genaue Ausgestaltung der Ratingnote ist dabei von Bank zu Bank unterschiedlich, das dahinter liegende Prinzip ist aber gleich: einzelne Kriterien wie zum Beispiel die Einschätzung der Geschäftsführung, die Auswertung des letzten Jahresabschlusses oder die Aussichten der zukünftigen Gewinnerzielung werden von der Bank bewertet, gewichtet und ergeben eine normierte Aussage über die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kredit im nächsten Jahr nicht zurückgezahlt wird (Ausfallwahrscheinlichkeit).
Gesetzliche Anforderungen, aber natürlich auch die Bestrebung bei ihren Krediten möglichst kein Geld zu verlieren, lassen die Banken ihre Kunden auf diese Art klassifizieren. Unternehmen mit einer höheren Ausfallwahrscheinlichkeit, also einem schlechteren Rating, bekommen im Allgemeinen schwieriger Kredit oder müssen dafür höhere Zinsen zahlen. Ist das Risiko der Nichtzahlung dagegen geringer, hat ein Kunde also eine gute Ratingnote, so wird eine Bank eher zu einer positiven Kreditentscheidung bereit sein und den Kredit zu günstigeren Konditionen vergeben.
Am Anfang einer Geschäftsbeziehung hat die Bank normalerweise nicht so viele zuverlässige Informationen über euch, mit denen sie ihre Rating-Maschine füttern könnte. Kurz nach der Gründung eines Startups kann man ja auch tatsächlich nur Mutmaßungen anstellen, wie gut das Unternehmen später laufen wird. Das Rating stellt daher fast ausschließlich auf weiche Faktoren ab, wie die Zusammensetzung des Management Teams, deren Berufserfahrung, die Qualität des Businessplans, die Aussichten des Geschäftsmodells, die Markt- und Konkurrenzsituation usw.
Je länger euer Startup erfolgreich am Markt existiert, umso mehr belastbare Informationen liegen über euch vor. Die Bank analysiert zum Beispiel sämtliche Kontobewegungen wie die Höhe und Abfolge von Geldein- und -ausgängen und schließt daraus auf die wirtschaftliche Lage eures Startups. Mit all diesen Informationen wird das Rating angereichert und die Qualität der Einschätzung steigt. Wenn das erste Mal ein Jahresabschluss erstellt wird, ist es im Sinne der guten Bankbeziehung auch eine gute Idee, diesen zeitnah der Bank zur Verfügung zu stellen. Die darin enthaltenen Informationen helfen der Bank, die Ratingnote und die allgemeine Einschätzung eures Startups mit harten Daten anzureichern. Zu spät eingereichte Jahresabschlüsse können allein wegen der Verzögerung zu Abschlägen in der Bewertung führen. Auch Betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA) dürfen proaktiv eingereicht werden.
Warnsignale im Zahlungsverkehr vermeiden
Wenn ihr euch von eurem Bankberater erklären lasst, welche Aspekte euer Rating im Moment besonders in die eine oder andere Richtung beeinflussen, dann könnt ihr die Ratingnote eures Startups möglicherweise verbessern. Euer Ansprechpartner in der Bank kann genau sehen, welche Faktoren in eurem Rating noch nicht optimal sind. Vielleicht wurden euch Punkte bei der Branchenerfahrung abgezogen? Dann könntet ihr einen Brancheninsider ins Boot holen und damit das Rating positiv beeinflussen. Oder die Rechtsform eurer Unternehmung verursacht im Rating Abzüge? Dann könnt ihr möglicherweise eine schon geplante Rechtsformänderung vorziehen.
Neben den positiv beeinflussenden Faktoren gibt es verschiedene Dinge, die ihr unbedingt vermeiden solltet, damit sich eure Ratingnote nicht unnötig verschlechtert. Dazu zählen für die Bank Warnsignale wie zum Beispiel die Überziehung des Kontos bzw. der Kreditlinie, die Rückgabe von Lastschriften oder Schecks mangels Kontodeckung oder die Existenz von Pfändungen. Wenn sich in schwierigen Situationen beispielsweise die Überziehung des Kontos nicht vermeiden lässt, so sprecht das offen an, damit aus der ungenehmigten eine genehmigte Überziehung gemacht werden kann, die dann das Rating nicht beeinflusst.

Tipps für eine gute Bankbeziehung für Startups – Warnsignale in der Kontoführung vermeiden!
Die Bank ist kein Eigenkapitalinvestor
Für Banken arbeitet ihr bei der Präsentation eures Startups besser mit etwas konservativeren Zahlen als für einen Investoren-Pitch. Für eine Bank ist eine “realistische”, also nicht zu abgehobene Planung immer leichter zu glauben als die Story, dass ihr in wenigen Jahren das nächste Einhorn seid. Das bezieht sich nicht nur auf die Umsatzprognosen, sondern auf sämtliche Annahmen im Businessplan und der Erklärung des Geschäftsmodells. Natürlich sollt ihr auch ein wenig selbstbewusst sein, wenn ihr euch zum Beispiel mit euren Mitbewerbern vergleicht, aber insgesamt kann etwas Zurückhaltung wahrscheinlich nicht schaden.
Es wirkt wie doppelte Arbeit, aber für die Bank solltet ihr separate Informationsdokumente zusammenstellen. Mit einem Pitchdeck könnt ihr eine Bank kaum begeistern. Mit einem sauber formulierten Businessplan wird hingegen Freude bei der Bank aufkommen. Für die Bank zählt nicht, dass ihr möglichst bald mit eurem Startup die ganze Welt erobert. Die Bank ist daran interessiert, dass ihr langfristig mindestens so erfolgreich seid, dass sie an euch für Zahlungsverkehr und andere Dienstleistungen Geld verdient und ihr eure Kredite wieder ordentlich zurückzahlt. Diesen Eindruck von Solidität und der Festigung des Geschäftsmodells in absehbarer Zeit solltet ihr daher in den Unterlagen für eure Bank vermitteln.
Sicherheiten für Kredite für Startups
Wenn es dann irgendwann tatsächlich um einen Kredit geht, stellt sich die Frage nach vorhandenen Sicherheiten. Möglicherweise kann euer Unternehmen selbst bereits Sicherheiten stellen. Zum Beispiel könnten noch fällige Kundenforderungen als kurzfristige Sicherheit dienen. Auf der anderen Seite gibt es Sicherheiten, die ihr persönlich einbringen könnt, z.B. persönliche Bürgschaften der Gründer oder Investoren ebenso wie bereits vorhandene Sachwerte wie Wohnung, Haus, Hof, Lebensversicherung oder Aktiendepot. Wenn ihr bereit seid, mit eurem eigenen Vermögen für die Verbindlichkeiten des Startups zu bürgen, so sendet das ein starkes Signal an die Bank, wie sehr ihr an euer Projekt glaubt. Idealerweise einigt ihr euch bereits vorher mit der Bank, ob und unter welchen Bedingungen die Sicherheiten wieder freigegeben werden können.
Abgesehen von der persönlichen Bürgschaft ist es aber oft so, dass ihr noch keine größeren Vermögen angehäuft habt, die ihr als Sicherheit anbieten könntet. An dieser Stelle kommen beispielsweise Bürgschaftsbanken ins Spiel, die gegen eine Provision für euer Startup eine Bürgschaft ausstellen können. Diese vom Staat unterstützten Förderbanken ermöglichen mit ihrer Bürgschaft oft erst die Kreditgewährung durch Geschäftsbanken, welche die Bürgschaft als vollwertige Sicherheit anerkennen. Aber auch die Bürgschaftsbank prüft euer Startup und euren Businessplan ganz genau bevor sie selbst das Risiko übernimmt, daher müsst ihr diese auch erst einmal von euch überzeugen.
Nicht alles auf eine Bank setzen
Zu guter letzt ist es ein vernünftiger Rat, dass ihr nicht nur zu einer Bank eine gute Beziehung pflegt, sondern zu wenigstens zwei oder gar mehr Banken. Das Serviceangebot, die persönliche Einschätzung eurer Bonität und die Kosten für die Bankdienstleistungen unterscheiden sich von Institut zu Institut. Ihr habt somit auf der einen Seite bessere Vergleichsmöglichkeiten und seid gleichzeitig weniger abhängig von einer Bank oder wenigen Personen in diesem einen Institut.
Banken mögen es natürlich nicht, gegeneinander ausgespielt zu werden und immer nur für den besten Preis zum Zug zu kommen. Daher solltet ihr selbstbewusst, aber nicht zu taktierend mit beiden Banken eine für alle Seiten interessante und profitable Partnerschaft aufbauen.
Wie ihr die beste Bank für Startups in Berlin findet, erfahrt ihr übrigens hier: Die beste Bank für Startups in Berlin

Eine gute Bankbeziehung für Startups – Kontakt zu mehren Banken pflegen